Provisorische
(und „reguläre“) Ersatz-Loknummernschilder
bei der frühen DB
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die
DR(G)-Lokomotiven die Mehrzahl ihrer Nummernschilder durch
Messingsammlung bzw. Kriegseinwirkung eingebüßt. Doch bereits 1947
setzen erste Bestrebungen zu einer einheitlichen Neubeschilderung
ein. Eine Zeichnung des ZA Göttingen aus diesem Jahr entwirft
Guss-Schilder mit 140mm Ziffernhöhe (vgl. Thomas Samek,
Lokomotivschilder, Bezeichnungen und Beschilderungen deutscher
Lokomotiven, Freiburg 2004, S.174). Die Schilder der ersten DB-Jahre hatten tatsächlich nahezu alle runde Ziffern von 140mm Höhe, sowohl die „offiziellen“ Ersatzschilder (Kasseler Bleiziffern, Hohlguss-Schilder, Baureihe 05) als auch die Schilder für Umbauloks (42.90, 78.10). Dasselbe gilt für die meisten Dampf-Neubauten (Jung bis 1959, andere bis 1954/56) und sämtliche Neubau-E-Loks. Parallel zu dieser Entwicklung entstehen in einer größeren Anzahl von Bw sowie einigen Ausbesserungswerken (Aw) in Ost und West Ersatzschilder, deren Ziffern meist von denen der Normschilder der Vorkriegszeit bzw. denen der o.g. Schilder abweichen, manche in ganz erheblichem Umfang. Für viele dieser Schilder wurden alte DRG-Platten verwendet, und zumindest bei der DB waren die meisten in einer NAlS-Version hergestellt. Angefangen bei den Standard-Spitz-Ziffern der Vorkriegszeit bis hin zu unsauber ausgesägten, uneinheitlich und unästhetisch wirkenden Ziffern verschiedenster Formen. Diese Art Ersatz-Schilder, hergestellt also nicht nach Verfügung einer Direktion bzw. eines Aw oder bestellt von einer Lokomotivfabrik, sondern „inoffiziell“ von einem Bw angefertigt - und von Bw zu Bw verschieden - wurde wohl von vornherein als provisorisch betrachtet. Bei der DRO wurde die Herstellung derartiger Ersatzschilder bereits im Oktober 1950 durch Verfügungen der GDR für beendet erklärt; ab diesem Zeitpunkt sollten nur noch Normschilder verwendet werden (vgl. Ulrich Walluhn, Lokomotiven und Triebwagen in der SBZ/DDR 1945-1950, Stuttgart 2004, S.124). Bei der DB fertigte man diese Ersatzschilder einige Jahre länger, bis durch Verfügungen der Jahre 1953/54 auch hier ein Übergang zu normierten NAlR-Schildern festgelegt wurde (vgl. Samek, a.a.O., S.176). Dieser Regelung zum Trotz wurden jedoch auch weiterhin nicht normgerechte Schilder - u.a. von Aw - hergestellt, die bis zur Ausmusterung bzw. bis 1.1.1968 an der Lok verblieben. Diese Schilder werden am Ende unserer Ausführungen noch betrachtet werden, jetzt sollen die p r o v i s o r i s c h e n Nicht-Norm-Schilder von DB-Loks im Mittelpunkt stehen. Des Öfteren scheinen diese Ersatzschilder nur in zwei Exemplaren an der Lok gewesen zu sein; ein Grund dafür könnte darin liegen, dass nur zwei Schilder – für das Führerhaus - hergestellt wurden. Eine andere Erklärung wäre vielleicht, dass zwar vier Schilder an der Lok angebracht wurden, aber mindestens die beiden Führerhausschilder bald nach Inkrafttreten der o.g. Verfügungen ersetzt wurden. Bei Verlust oder Beschädigung erfolgte ohnehin Ersatz durch NAlR-Normschilder. Es gab auch „Ersatzschilder“, die gar keine waren; sie waren eigentlich Erstschilder, da sie an die Stelle von Farbanschriften traten. Letztere waren Ergebnis der „Entfeinerung“ von Lokomotivneubauten während des Zweiten Weltkrieges. Einen Sonderfall stellt das Bw Landau Pf dar, das noch um 1960 NAlS-Schilder fertigte (etwa für 38 1913 und 50 1707). Hier handelt es sich dann eigentlich nicht mehr um provisorische, sondern schon eher um eine Form regulärer Schilder. Bezeichnenderweise sind vom Bw Landau weitaus mehr NAlS-Schilder erhalten als von jedem anderen Bw. Es wurden auch „Landau“-Schilder für Loks hergestellt, die zwar bei der ED/BD Mainz beheimatet waren, aber anscheinend nur recht kurz (oder überhaupt nicht?) in Landau selbst. Es ist sogar ein NAlS-Schild der 23 011 in Landauer Machart bekannt. Offensichtlich bevorzugte man in diesem Bw Schilder „nach Art des Hauses“. (Das gilt übrigens nicht nur für Nummern-, sondern auch für ED-/BD- sowie Bw-Schilder, die sämtlich in genieteten Versionen hergestellt wurden. Ein „Bw Landau Pf“ in einer der üblichen Guss-Versionen von PS oder RIKO ist nicht bekannt). Von jedem der im Folgenden aufgeführten Bw der DB sind so viele Ersatz-Schilder erhalten, dass eine halbwegs systematische Herstellung angenommen werden kann. Einige Beispiele sind jeweils genannt bzw. werden im Bild gezeigt. Die Formen der „S“-, „R“- und „G“- Ziffern fallen je nach Herstellungs-Bw - und manchmal innerhalb desselben Bw - unterschiedlich aus. Hier und da finden sich auch „gemischte“ Ziffern. Es fällt außerdem ins Auge, dass die Mehrzahl der betroffenen Bw in Süd-(West-)Deutschland liegt.
Folgende Bw-Anfertigungen sind bekannt: |
Aulendorf 50 1155, 50 1189, 50 2176, 50 2834, 50 2840, 50 2953 in NAlS |
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![]() 50 1189 NAlS |
![]() 50 2953 NAlS |
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Bremen Vbf 50 413, 50 538, 50 615, 50 838, 50 2737 in NAlS |
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![]() 50 413 NAlS |
![]() |
![]() 50 615 NAlS |
![]() 50 838 NAlS |
![]() 50 2737 NAlS |
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Landau Pf 23 011, 38 1913, 38 1968, 38 2181, 38 2751, 38 3107, 38 3156, 38 3667, 38 3710, 50 267, 50 272, 50 349, 50 487, 50 608, 50 721, 50 808, 50 966, 50 989, 50 1636, 50 1702, 50 1804, 50 2192, 50 2267, 50 2537, 50 2450, 50 2851, 50 2988, 55 3501, 56 736 in NAlS |
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![]() 23 011 NAlS, Rückseite |
![]() 38 2751 NAlS |
![]() 38 3156 NAlS |
![]() 38 3667 NAlS |
![]() 50 267 NAlS |
![]() 50 272 NAlS |
![]() 50 608 NAlS |
![]() 50 721 NAlS |
![]() 50 989 NAlS |
![]() 50 1702 NAlS |
![]() 50 1804 NAlS |
![]() 50 2192 NAlS |
![]() 50 2267 NAlS |
![]() 50 2450 NAlS |
![]() 50 2988 NAlS |
![]() 56 736 NAlS |
Neustadt 64 040, 64 217, 64 392; 74 669, 74 1028, 74 1112, 78 019, 78 085, 78 119, 74 865 in NAlS |
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![]() 64 217 NAlS |
![]() 64 392 NAlS |
![]() 74 1028 NAlS |
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Nürnberg-Hbf 01 043, 01 045, 01 046, 01 131 (Tender), 01 081, 01 146, 01 182 und 01 187 in NAlG, 01 177 in NWmG |
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![]() 01 043 NAlG |
![]() 01 045 NAlG |
![]()
ein weiteres Schild: |
![]() 01 131 NAlG Tenderschild, die anderen Schilder waren NAlR |
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![]() 01 146 NAlG |
![]() 01 177 NWmG |
![]() 01 182 |
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Radolfzell 38 3273, 38 3275; 50 2668, 75 452, 75 463 in NAlS/NAlR |
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![]() 38 3275 NAlS/R |
![]() 50 2668 NAlR |
![]() 75 452 NAlR |
![]() 75 463 NAlR |
Rosenheim 38 1639, 57 1684, 57 2575, 57 3047, 57 3468, 64 513, 64 518, 64 520, 64 519, 70 012, 70 091 in NAlS |
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![]() 57 1684 NAlS |
![]() 57 2575 NAlS |
![]() 57 3047 NAlS |
![]() 57 3468 NAlS |
![]() 64 518 NAlS |
![]() 70 012 NAlS |
![]() 70 091 NAlS |
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Trier 86 468, 86 577 mit ausgesägten Ziffern, 86 316, 86 369, 86 496, 86 498, 86 581 in NAlR |
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![]() 86 468 NAlR |
![]() 86 577 NAlR |
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Tübingen 38 1990, 38 2039, 38 2712, 38 3682, 38 3684; 75 040, 75 042, 75 048, 75 051 in NAlS |
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![]() 38 1990 NAlS |
![]() 38 3682 NAlS |
![]() 75 040 NAlS |
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ED/BD Hannover, möglicherweise im Aw Bremen hergestellt 50 1206 NAlSmR, 50 1850, 50 3042 NAlS |
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![]() 50 1206 NAlS |
![]() 50 3042 NAlS |
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Überdies hatten mehrere Loks der Baureihe 50 der ED/BD Hannover NAlS-Schilder, die anscheinend nicht aus einem bestimmten Bw stammen, sondern wohl aus dem AW Bremen (z.B. 50 1206mR, 50 1850, 50 3042 u.a.). Es gibt auch Schilder mit Ziffern, die ausschließlich von der jeweiligen Lok bekannt sind; entweder weil sie tatsächlich nur an dieser Lok verwendet wurden oder weil andere derartige Schilder nicht mehr vorhanden oder eben unbekannt sind. (Einige Beispiele: 18 484 NAlS; 55 5253 NAlS; 64 356 NAlG; 86 451 NAlG; 93658 NAlS, 93 920 NAlS). Außerdem gab es Ziffernformen, die der Verfasser nur von Fotos kennt (01 096 ¬¬___S; 18 412 ___R; 91 1002 ___R; 94 1731 N--S). In all diesen Fällen dürfte es sich um provisorische Ersatzschilder der frühen Bundesbahn handeln. Des weiteren gibt es noch Schilder mit geschraubten Ziffern z.B. 44 543 SAlR, oder aus 2 Teilen zusammengesetzte Schilder, wie z.B. 18 601 und 18 611. |
Sonstige Schilder Überdies hatten mehrere Loks der Baureihe 50 der ED/BD Hannover NAlS-Schilder, die anscheinend nicht aus einem bestimmten Bw stammen, sondern wohl aus dem AW Bremen (z.B. 50 1206mR, 50 1850, 50 3042 u.a.). Es gibt auch Schilder mit Ziffern, die ausschließlich von der jeweiligen Lok bekannt sind; entweder weil sie tatsächlich nur an dieser Lok verwendet wurden oder weil andere derartige Schilder nicht mehr vorhanden oder eben unbekannt sind. (Einige Beispiele: 01 096 NAlG, 18 484 NAlS; 50 145 NAlS, 50 390 NAlS, 55 5253 NAlS; 64 356 NAlG; 86 451 NAlG; 93 658 NAlS, 93 543 NAlS, 93 920 NAlS). Außerdem gab es Ziffernformen, die der Verfasser nur von Fotos kennt (01 096 ¬¬___S; 18 412 ___R; 91 1002 ___R; 94 1731 N--S). In all diesen Fällen dürfte es sich um provisorische Ersatzschilder der frühen Bundesbahn handeln. Des weiteren gibt es noch Schilder mit geschraubten Ziffern z.B. 44 543 SAlR, oder aus 2 Teilen zusammengesetzte Schilder, wie z.B. 18 601 und 18 611. |
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![]() 01 096 NAlS (Photo) |
![]() 18 484 NAlS |
![]() Die PKP-Lok Pm 36-1 (LVA Grunewald) trug ab 1944 schon die Nummer 18 601. |
![]() Satz, geteiltes Schild ! |
![]() 44 427 NAlR mit Kupfernieten! |
![]() 44 543 SAlR "S"=geSchraubt
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![]() 50 390 NAlS |
![]() 55 5253 NAlS |
![]() 64 356 NAlG |
![]() 86 451 NAlG |
![]() 93 543 NAlS |
![]() 93 658 NAlS |
Bw Cochem |
![]() 94 1731 NAlS (Photo) |
![]() 95 002 NAlS |
![]() 98 315 NAlG |
![]() VT 95 9332 NAlR Rückseite |
![]() VT 95 9631 NAlR |
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Zuletzt sei noch hingewiesen auf die bereits erwähnten Ersatz-Nummernschilder, die mehrheitlich erst n a c h den Verfügungen der Jahre 1953/54 entstanden, aber dennoch deren Normen kaum entsprechen. Diese Schilder wurden in der Regel in einem AW hergestellt und blieben bis zuletzt an der Lok; somit erscheinen sie auch als mehr oder weniger „regulär“: |
Aw München-Freimann 18 602-605, 18 316, 18 319mR, 18 323, 45 004, 45 016mR, 45 019mR, 45 020mR, 45 023, in NAlS/R, E16 01-23 in NMsS/R, E16 04 in NCuR, E93 17 NAlR/S |
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![]() 18 602 NAlS |
18 603 NAlS |
![]() 18 604 NAlS |
![]() 18 605 NAlS |
![]() 45 019 NAlS mit Rand |
![]() 45 020 NAlS mit Rand Rückseite |
![]() 45 023 NAlS Rückseite |
![]() E93 17 NAlR/S, Ersatzschild |
![]() E16 02 NMsR |
![]() E16 04 NCuR |
![]() E16 05 NMsS |
![]() E16 08 NMsS |
![]() E16 09 NMsS |
![]() E16 14, |
![]() E16 15 NMsS |
![]() E16 17 NMsS |
![]() E16 21 NMsS |
E94 043 NAlR | - | - |
"Pemetz"-Guss (nur E-Loks der BR E44, E52 und E91 in GAlG), z.B. E44 034, E44 070, E44 118, E44 154, E52 20, E52 27, E91 02, E91 97 |
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![]() E44 034 GAlG |
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![]() E44 118 GAlG |
![]() E44 154 GAlG |
![]() E44 172 GAlG |
![]() E44 175 GAlG |
![]() E44 180 GAlG |
![]() E52 08 GAlG |
![]() E52 20 GAlG |
![]() E52 27 GAlG |
![]() E91 01 GAlG |
![]() E91 02 GAlG |
![]() E91 97 GAlG |
![]() "GALSI-Pemetz"-Stempel von E52 27 |
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Regensburg (nur E-Loks der BR E32, E52 und 1x V36 in NAlR), siehe extra Bericht (klick) |
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![]() E18 10 NAlR |
![]() E32 08 NAlR |
![]() E32 20 NAlR |
![]() E52 03 NAlR |
![]() E52 11 NAlR |
![]() E52 14 NAlR |
![]() E52 15 NAlR |
![]() E52 25 NAlR |
![]() E52 33 NAlR |
E52 30 NAlR | E94 032 NAlR |
![]() V36 124 NAlR |
Die Ausführungen entsprechen dem momentanen Kenntnisstand des Autors. Ergänzungen und konstruktive Kritik sind willkommen.
Die Illustration durch Fotos und die internetfähige Darstellung übernahm der Betreiber dieser Homepage, Hans Dücker.
Saarbrücken, Juli 2009 / Oktober 2016 / März 2017
Lothar Kratz.