Ziffern und Nieten

 

 

"Ziffern", Plural von Ziffer. Ziffern sind einstellig: 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9. Zwei oder mehrere Ziffern zusammengeführt ergeben eine Zahl. Ziffern sind folglich Bestandteil von Zahlen. Für die Bildung von Zahlen kannst du alle Ziffern verwenden und in beliebiger Reihenfolge (Positionsordnung) anordnen.

"Nieten", Plural von Niete. Eine Niete steht für Niet, ein Verbindungselement.
Der oder das Niet (Plural Niete; in Deutschland umgangssprachlich und in Österreich und der Schweiz auch fachsprachlich als die Niete, Plural Nieten bezeichnet) ist ein plastisch verformbares, zylindrisches Verbindungselement. Nietverbindungen werden zum Nieten von flachen Materialteilen (z. B. Blechen, Kunststoffteilen, Leder oder robusten Baumwollstoffen) eingesetzt. Durch die Kaltnietung wird eine formschlüssige Nietverbindung mehrerer Bauteile hergestellt. Bei der Warmnietung entsteht beim Abkühlen des Niets durch Schrumpfen zusätzlich ein Kraftschluss.
Niete werden vor allem aus Metallen und Legierungen, aber auch Kunststoffen hergestellt.

Die klassische Vollniet-Verbindung ist in technischen Anwendungen heute vielfach durch die Schweißverbindung ersetzt. Genietet wird nur noch dort, wo Schweißen nicht geeignet ist, wie zum Beispiel im Leichtbau oder bei nicht schweißbaren Materialien, sowie bei der Reparatur alter Nietverbindungen.

Wir befassen uns hier mit den Ziffern und Nieten für Lokomotivnummernschilder.

 

 

 

 

 

Geschichte der Nietschilder

Angefangen hat die Vernietung von Ziffern bereits zur Länderbahnzeit. Mit den Normen und der Vereinheitlichung bei der Deutsche Reichsbahn Gesellschaft. (DRG) wurden anfänglich die Ziffern gestanzt. Im Zuge der kompletten Nummerierung der Lokomotiven wurde in großen Stückzahlen die Ziffern gegossen. Diese genormte Messingziffern wurden dann mittels der angegossenen Messingzapfen auf einer Stahlplatte aufgebracht. Später wechselte man aus Kostengründen auf gegossene Aluminiumziffern.
Im Zuge der Vereinheitlichung stellte man um auf gegossene Aluminiumschilder.
Die Deutsche Reichsbahn in den besetzten Gebieten DRw und DRo nietete weiterhin ihre provisorischen Ziffern auf Stahlplatten, seltener auf Aluminiumplatten (DB) oder Pertinaxplatten (DRo). In den 50er Jahren wurde wieder einheitlich genietet, die Ziffern waren wiederum genormt. (DB und DRo)

Die Fertigung der Schilder oblag den Ausbesserungswerken, welche die Ziffern bei den bekannten Gießereien Lücker, Pinter, Johannsen&Ziegner etc. bestellten.

Bei der DRG waren die Lochbohrungen vorgefertigt und so gab es gerade bei der "1" ein uneinheitliches Bild.
Nach dem Krieg wurde das öfters manuell korrigiert. Die Schilder selbst wurden mit einer Halbrundschraube und einer Sechskantmutter an jedem Loch befestigt. Ab ca. 1932 wurden die Grundplatten meist nur noch mit vier Befestigungslöchern hergestellt. Die 5mm-Löcher für die Ziffern wurden per Schablone gebohrt und haben stets einen fixen Abstand.

Im Zuge der Buntmetallgewinnung im zweiten Weltkrieg wurden gemäß Anweisung soweit es ging, sämtliche Buntmetalle eingesammelt. Da blieben die Lokschilder und oft auch die Fabrikschilder nicht verschont. Meist wurden die Messingziffern abgeschlagen und mittels weißer oder gelber Ölfarbe die Bezeichnung angeschrieben. Fabrikschilder wurden entweder durch mit Schlagbuchstaben ersetzte Eisenplatten ersetzt, bzw. auch nur noch mit weißer oder gelber Ölfarbe angeschrieben.

Fehlende Fabrikschilder wurden bei der DB durch Aluminiumschilder ersetzt. Erkennungszeichen ist das große "R" bei Fabrik-Nr. -> F.NR., wobei das "R" eine Schriftgröße kleiner abgebildet ist. Unter Sammler sind das sogenannte "Ersatzfabrikschilder".

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Ausdrücke NMsD, bzw. NAlD stehen für Niet-Messing-DRG, bzw. Niet-Aluminium-DRG. NAlS steht für Niet-Aluminium-Spitz, NAlR für Niet-Aluminium-Rund, bzw. NAlG für Niet-Aluminium-Groß. Auch NWmG für Niet-Weißmetall-Groß sind unter Sammler geläufig. "Spitz" steht für die spitze Ziffernart, welche deutlich bei der "3" und "5" zu sehen ist. "Rund" steht für die runde Art der Schreibweise. "Groß" steht für die runde Schreibweise, jedoch in größeren Ziffern.
Ein direkter Vergleich der Schilder nebeneinander lässt es anschaulich erklären.

 

DRG
 

Die Nieten und Nietzapfen der Ziffern der DRG haben Durchmesser 5 mm. Die Ziffern bzw. Buchstaben wurden zuerst mit Nietloch zum Einsetzen der Niete versehen, später dann einheitlich mit Nietzapfen gegossen. Ausgesägt wurde nicht (-> Fälschung). Die Länge der Nieten bzw. der Nietzapfen beträgt 10mm. Die Ziffern haben rings um den Gusszapfen meist einen leicht eingesenkten Hof, so dass die Ziffer beim Vernieten fest eingepresst werden konnte und gut an der  Grundplatte lag.
Der Niet der Punktes beim Gattungsschild ist quadratisch, damit sich der Punkt auf dem Schild nicht verdrehen kann.
Ziffernmaß: 28 x 140 mm.
Material: Messing/Rotguss und Aluminium.
 

DRG (Saar)
 

Zum 01.04.1935 wurde wieder die Rbd. Saarbrücken eingerichtet. Der Lokomotivpark der Saarbahnen wurde in den Bestand der Deutschen Reichsbahn eingegliedert. Die Saar-Lokomotiven waren die einzigen Länderbahnlokomotiven, welche Schilder mit breiten Aluziffern erhielten. (Ebenso die bayerischen 98.11er und die aus 55er umgebauten 56er). Die Ziffern entsprechen denen der DRG.
Ziffernmaß: 28 x 140 mm.
Material: Aluminium.
 

DRw (provisorische Ziffern)
 

Hier wurde improvisiert. Runde Ziffern dem Schriftbild nach Prof. Dr. Klein angelehnt (DIN 1451). Bei den spitzen Ziffern lehnte man sich der DRB-Optik an. Gelegentlich wurden Platten aus Aluminium verwendet. Selten wurden sogar Ziffern aus Stahlblech gefeilt.
durchgenietet.
Ziffernmaß: ca. x 140 mm. (ab 1947)
Material: Aluminium.
 

DRo (provisorische Ziffern)
 

Hier wurde improvisiert und nach dem persönlichen Geschmack gebaut. Es wurden auch Platten aus Pertinax verwendet.
Ziffernmaß: ca. x  mm.
Material: Aluminium.
 

DB
 

Hier wurde nach dem Schriftbild von Prof. Dr. Klein produziert. Diese Ziffern wurden komplett durchgenietet. Es gab sie in großer (NAlG) und kleiner Variante (NAlR). Eisenbahndirektion "ED" ab 25.01.1950.
Die HVB ordnete mit Verfügung 21.213 Fke32 vom 11.02.1953 die Ausrüstung von im Streckendienst eingesetzten Lokomotiven mit Alugussschildern an. Der Anbau von Lokschildern  nach Verfügung 21.213 Flde9 vom 01.01.1954 ging als Sonderarbeit Nr. 177 in die Betriebsbücher ein. Die Firma Pinter lieferte am 1954 die Beschilderungen für die Lokomotiven, vorwiegend die Beheimatungsschilder, was mir persönlich Ulrich  Pinter bestätigte. Schmidt in Bonn, Garthe, Henschel und Gerbracht sind hier zu ebenfalls nennen.
Die Firma Pinter goss in großem Umfang die Ziffern, mit denen die meisten Lokomotiven ausgestattet wurden. Auch anderen Gießereien wurden damit beauftragt. Die Fertigung der Schilder oblag den verschiedenen Ausbesserungswerken (Aw Frankfurt-Nied, Lingen, Offenburg, Schwerte, Trier...)
Die Direktion Kassel ließ Lokschilder für ihr Maschinen nach DIN 1451 Ziffern aus einer WM10-Legierung anfertigen.
Des Weiteren gibt es noch Sonderformen, die HIER angesprochen werden.

Ziffernmaß: ca. x 140 mm. (ab 1952 125 mm)
Material: Aluminium.
Ziffernmaß: ca. x 140 mm (BD Kassel).
Material: Weißmetall.
 

DB (Hamburg-Eidelstedter-Ziffern)
 

Diese "Hamburg-Eidelstedter-Ziffern"  wurden im Bw Hamburg Eidelstedt entsprechend den DRG-Ziffern nachgebaut. Man erkennt sie an den verringerten Maßen und daran, dass sie durchgenietet sind. Hergestellt wurden diese ausgesägten Ziffern/Buchstaben ausschließlich für die Baureihen 41 und 50.
Ziffernmaß: ca. x  mm.
Material: Aluminium.
 

 

DRo
 

Mit Anordnung 52.3 FuLv 78-50 der  Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn wurde die Wiederausrüstung der Lokomotiven mit Metallschildern beschlossen. Ab  1954 erhielten die Lokomotiven Nummern- und Gattungsschilder, deren spitzen Ziffern denen von 1938 entsprach. Diese spitzen Ziffern wurden in verschiedenen Gießereien hergestellt. Die Firmen Lücker, Johannsen&Ziegler (später VEB Schildergießerei), S&M waren die Hauptlieferanten. Selbst Betriebswerke  gossen vereinzelt Ziffern und fertigten ihre Schilder selbst, wie z.B. das RAW Meiningen.
Die erste, große Produktion der Ziffern
besitzen Nietzapfen. Später ging man dazu über, Ziffern ohne Nietzapfen herzustellen und die komplette Vernietung den Werkstätten zu überlassen. So konnten die Betriebswerke ihre eigenen Schilder herstellen und reparieren (Austausch, Ersatz, Ziffererneuerung). Bekannt sind hier die Weißmetallziffern für die BR 18.0 und 19.0., ebenso für vereinzelte BR 99.
Ziffernmaß: ca. x  mm.
Material: Aluminium, spitz.
Ziffernmaß: ca. 6 x 130 mm.
Material: Weißmetall, rund.
Ziffernmaß: ca.  x  mm.
Material: Messing, spitz, mit Kupfernieten.
Ziffernmaß: ca. 20 x 140 mm.
Material:
Aluminium, rund.
Ziffernmaß: ca.  x 130 mm.
Material:
Aluminium, eckig, gefeilt.

DRo (Dessauer Ziffern)
 

Diese "Dessauer Ziffern"  wurden im Aw Dessau entsprechend den DRG-Ziffern nachgebaut. Man erkennt sie an den verringerten Maßen und daran, dass sie durchgenietet sind. Hergestellt wurden diese Ziffern/Buchstaben ausschließlich für die Elektrolokomotiven, die neu beschildert wurden.
Es betraf die Baureihen (mit Ordnungsnummer): E04, E05(103), E11(001-020), E42(001+002), E17(123+124), E21(01+02), E44, E77, E94 und E95(01+02).
Ziffernmaß: ca. 28,5 x 140 mm.
Material: Aluminium.
 

DRo (EDV)
 

Die größeren Ziffern wurden im Reichsbahnausbesserungswerken Pockau-Lengefeld hergestellt. Sie besitzen lange Nietzapfen, der Bindestrich wurde mit zwei Nietzapfen befestigt.
Ziffernmaß: ca. 20 x 140 mm.
Material:
Aluminium.

 

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Abgebildet werden hier die verschiedenen Ziffern, Nieten und die Hersteller.
Bahnverwaltung Ziffernart Hersteller Ziffer Niet
DRG DRG-Messingziffer diverse Gießereien    
  DRo-Aluminiumziffer neben DRG-Messingniet diverse Gießereien Ziffern wurden zur Buntmetallgewinnung abgeschlagen und mit Ölfarbe aufgemalt.
Später verwendete man die DRG-Grundplatte weiter.
Nieten DRG und DRo, zu sehen bei 38 4009 NAlS
DRG-Nieten und DRo-Nieten, zu sehen bei
38 4009 NAlS
DRB DRG-Aluminiumziffer diverse Gießereien    
DRw DRw-Aluminiumziffer diverse Bw    
DRo DRo-Aluminiumziffer Bw Pockau-Lengefeld    
DRo DRo-Aluminiumziffer RAW Meiningen    
DRo DRo-Aluminiumziffer RAW Stendal    
DRo DRo-Aluminiumziffer RAW Dessau    
DB DB-Aluminiumziffer Pinter und andere,
140 mm
   
DB DB-Aluminiumziffer Pinter und andere,
125 mm, rund
   
DB DB-Aluminiumziffer diverse Bw.,
125 mm, spitz
   
DB DB-Weißmetallziffer
140mm
Kassel, Wm    
DB DB-Aluminiumziffer HH-Eidelstedt    
DB-AG DB-AG-Aluminiumziffer      

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Hersteller der Ziffern
DRG/DRB: Gießereien Lücker, Pinter, Johannsen&Ziegler.

DB: Pinter, Rittel, Henschel (Führerstand), Schmidt Bonn, Hamburg-Eidelstedt, etc.
Genietet in
erschiedenen Ausbesserungswerken (Aw Frankfurt-Nied, Lingen, Offenburg, Schwerte, Trier...)

DRo: Lücker, Johannsen&Ziegler (später VEB Schildergießerei), S&M.
Genietet in Aw Pockau-Lengefeld, Aw Meiningen, Aw Stendal

DB-AG: Verwertung von Restbeständen der DRo.
Genietet in den jeweiligen Betriebswerken.

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