Lokschildergeschichte in Deutschland
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Länderbahn-Schilderey |
Anfänglich war neben dem Wappen des Königreichs ein Name für die Lokomotive
vergeben. Später, insbesondere bei den Preußen ging man nach Musterzeichnungen
vor und bestückte die Maschinen mit dem heraldischen preußischen Adler und dem
Direktionsnamen mit der Nummer nach festgelegten Musterplan. Die Beschilderung kürze
ich hier ab und stelle sie tabellarisch vor: 1883 Lieferjahr 1883 heraldischer Adler mit Inschrift K.P.E.V. (Adlerschild)
1879
preußisch-hessisches Wappen (Doppelwappen) mit Inschrift K.P.u.G.H.St.E. (Königlich
Preußische und Großherzoglich Hessische Staatseisenbahn, nur bei Lokomotiven
der Eisenbahndirektion Mainz) 1883 Eigentumsdirektion
und Betriebsnummer 1883 Hersteller der
Lokomotive (Fabrikschild) 1883 Hersteller des
Kessels 1900 Verwendungsklasse
(militärisches Verwendungsschild: a, b oder c) 1906 Gattungszeichen
(Gattungsschild) 1906 Hinweis auf
Schmidtschen Rauchröhrenüberhitzer (Überhitzerschild) (Wolfgang Diener) |
Elektrische Lokomotiven |
Als die elektrischen
Lokomotiven in Stückzahlen größer wurden, wurden neue Gattungsbezeichnungen für
sie notwendig. Die Bezeichnung war Bestandteil und musste zur Identifikation mit angegeben werden. |
Erster Weltkrieg |
Hier wurde im Juni 1915
angeordnet, die Bezeichnungen mit Farbe aufzubringen und damit die bisherigen
Rotgussschilder zu ersetzen. Am Ende des ersten
Weltkrieges wurde das Hoheitszeichen abgenommen. Ebenso wurden die
Heimatschilder derjenigen Lokomotiven entfernt, die von den besetzten
Direktionen noch im „Reich“ verblieben sind. Diese Lokomotiven wurden den
restlichen Direktionen eingegliedert. Im Juli 1922 warf die
Umzeichnung der Lokomotiven in das Schema der Deutschen Reichsbahn ihre Schatten
voraus: Anstelle der momentan aufgemalten Eigentumsbezeichnung sollte von nun an
der Schriftzug „Deutsche Reichsbahn“ stehen. |
Umzeichnung der (Dampf-) Lokomotiven |
Die Umzeichnung der
Länderbahnmaschinen zu Reichsbahnmaschinen erfolgte nach den vom
Eisenbahnzentralamt vom Mai 1925 bis Mai 1926 aufgestellten
Umzeichnungsplänen. Die Lokomotiven wurden in der Regel von den Betriebswerken umgezeichnet. Bei älteren Lokomotiven, die zur baldigen Ausmusterung anstanden, wurde die Bezeichnung nur noch in gelber Farbe aufgemalt. Die Beschilderung erfolgte in den einzelnen Betriebswerken. Sie erhielten auf Anforderung vom Zentralamt die gegossenen Ziffern mit angegossenen Nietzapfen. Die Schriftform der Ziffern und
Buchstaben auf den Nummernschildern war mit Ausnahme der „4“ und der
„7“ identisch mit den preußischen Loknummern nach Musterzeichnung
VII 35 2. Auflage bzw. IV 6. Hier prägte sich der Begriff „breite
Ziffern“ bei den Sammlern ein. Abkürzung: NMsD = Niet Messing DRG.
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Umzeichnung der (Elektro-) Lokomotiven |
Ab 1927 wurden erst die
elektrischen Lokomotiven umbezeichnet. Ein Teil erhielt bereits zuvor die
Eigentumsschilder „Deutsche Reichsbahn“ sowie die Heimatschilder wie die
Dampflokomotiven. Zur Kennzeichnung wurde
den Elektroloks der Buchstabe „E“ zuvor gestellt. Die Schilder bestanden aus
den breiten DRG-Messingziffern auf einer Stahlplatte. Auch hier wurde neben
Eigentumsschilder, Heimatschilder auch Fabrikschilder angebracht. |
Heimatschilder |
Ab 1938
gab es eine Änderung in der
Ausführung. Zuvor:
z.B. „Rbd. Dresden“,
jetzt „RBD Dresden“. Bw zuvor als
z.B. „Dresden“, nun als „Bw Dresden“ Diese Änderung waren nur
bei Neulieferungen oder Neubeschilderungen anzutreffen. |
Hoheitszeichen / Eigentumsschilder |
Ab 1939 erhielten alle
Stromlinienloks an der Stirnseite einen Hoheitsadler wie bei den
Schnelltriebwagen sowie die Tenderseitenwände einen 900mm breiten Hoheitsadler.
An den Führerhauswänden sollte dort der Adler weggelassen werden. (Verfügung
RZA 2337 Fkldas 5 vom 02. Januar 1939). Tatsächlich haben aber nur 01 1001 und
19 1001 an der Stirnseite das neue Hoheitszeichen getragen.
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Detaillierte Angaben sind bitte im Buch "Lokomotivschilder von Thomas Samek" nachzuschlagen. |
Änderungen bei der Anbringung von Lokschildern |
Ab 1940 wurden bei vielen Lokomotive die Messing- und Rotgussschilder im Zuge der Buntmetallgewinnung für Rüstungszwecke durch Silumingussschilder ersetzt. (RH). Maschinen, die seinerzeit das ehemalige Reich bereits verlassen hatten, kamen kaum zu einem Lokschildertausch, was Aufnahmen belegen. Zum Glück sind einige dieser Maschinen wieder nach Deutschland zurückgekehrt und haben ihren Dienst in der Heimat wieder aufgenommen. Fast ausschließlich von jenen Maschinen sind die bei Sammlern noch vorhandenen Schildern. Im Übergang gab es Schilder aus dem Heimstoff Aluminium mit dem Gusszeichen oder der Stempelung: GAL MG Si. 1941 erhielten die ausgelieferten Lokomotiven keine äußeren Schilder mehr. Die Anschriften sowie die Loknummer wurden aufgezeichnet, das Hoheitszeichen war ein Abziehbild. Die jeweils ersten Lokomotiven ihrer Baureihe mit Farbanschriften waren (gemäß Wolfgang Diener: Anstrich und Bezeichnung von Lokomotiven): 42 0001, 44 278, 50 1095,
52 001, 86 378, E44 112, E94 012. Dies war jedoch nur Theorie, da die Lose der
Eisenbahnfabriken nicht durchgehend mit den Nummern ausgeliefert wurden. So ist
beispielsweise das 44 281 in GAlMg-Si bekannt. 1942 war die Anbringung des Hoheitszeichens nicht mehr vorgeschrieben. 1944 wurde die Bw-Kurzbezeichnung der Heimatdienststellen in weißer Farbe an der Rauchkammertür und am hinteren Wasserkasten bzw. am Tender mit sehr großer Schrift angebracht. Nach Kriegsende entfernten die Alliierten die Hoheitszeichen bzw. wurden die Ämter gezwungen, diese zu entfernen. Nur die Anschrift „Deutsche Reichsbahn“ blieb oder wurde nachträglich angebracht. In den Westzonen verfügten die Besatzungsmächte zusätzlich die Anschrift „Allied Forces“. |
Saarland |
Von 1947 bis 1959 gab es für das Saarland vorübergehend eine eigene Eigentumsbezeichnung. Diese wurden in verschiedenen Versionen jedoch nur aufgemalt. |
Deutsche Bundesbahn BRD |
Seit Oktober 1949 gab es zwar die „Bundesrepublik Deutschland“, die Eigentumsschilder „Deutsche Reichsbahn“ blieben jedoch bis Februar 1950 an den Maschinen. Für Neubaulokomotiven sollte anstelle von „Deutsche Reichsbahn“ „Deutsche Bundesbahn“ stehen und anstelle „RBD“ „ED“ für Eisenbahndirektion. Erst im März 1951 verfügte die Hauptverwaltung, dass für Schilder und Anschriften an Schienenfahrzeugen grundsätzlich nur noch Buchstaben und Ziffern nach DIN (1451) zu verwenden sind. Die „spitzen“ Ziffern der Reichsbahnzeit haben sich zum Glück an vielen Lokomotiven noch gerettet und befinden sich heute an mancher Sammlerwand. Sogar breite DRG Ziffern fanden sich noch an manchen Lokomotiven. Fast alle E18er hatten noch diese breiten Ziffern bis zur Umnummerierung 1968. Manche Lokomotiven bekamen sogar einen aufgenieteten Rand, wie 45 019, 50 975... Ab 1951 waren die Betriebsgattungsschilder an Dampf- und Dieselloks nicht mehr vorgeschrieben. Sie sollten sogar bei der nächsten Ausbesserung entfernt werden. So zählen die Gattungsschilder der DB zu den Raritäten, da nur wenige Maschinen damit bestückt wurden und diese Schilder nicht lange an den Maschinen verblieben. Da aber mit diesem Gattungsschild auch das Zeichen „Balken und Dreieck“ verschwunden ist, wurde 1953 angeordnet, dieses Profilüberschreitungs-Begrenzungseichen an allen in Frage kommenden Lokomotiven anstelle des Gattungsschildes anzubringen. (Verfügung BZA Minden 2330 Fklbesch 6 vom 5. Juni 1953). Ab 1954 wurde die Bezeichnung „ED“ durch „BD“, Bahndirektion ersetzt. Diese Anordnung betraf alle Dampf- und Elektrolokomotiven. Außerdem mussten alle Loks wieder mit Aluminiumschilder ausgerüstet werden. So erfolgten diese Schilder vom BZA Minden zentral beschafft, während die Betriebsnummern in den Lehrwerkstätten der Erhaltungs-AW angefertigt wurden. Bereits 1955 wurde verfügt, dass an Stelle des Eigentumsschilds „Deutsche Bundesbahn“ das Kurzzeichen „DB“ angebracht werden sollte. Bei Baureihen, die eine baldige Ausmusterungsverfügung erhalten sollten, wurde der Schriftzug „Deutsche Bundesbahn“ belassen oder angebracht. |
Deutsche Bundesbahn BRD - Elektroloks |
Die für den Wendezugeinsatz umgebauten E44 erhielten 1954 hinter der Nummer ein hochgestelltes „G“. Das „G“ hinter z.B. E44 089G war die Abkürzung von „Geschoben“. Das kleine „g“ wäre richtig gewesen, doch die Verwechslungsgefahr mit der „9“ wäre hier zu groß gewesen, also entschloss man sich für das große „G“. Die Maschinen der E44 mit Widerstandsbremse E44 152 bis 183 bekamen an die Nummer ein großes „W“ gehängt, so z.B. E44 152W. Die E44G erhielten Schilder, die sie bis zur Umzeichnung 1969 trugen. Die E44W erhielten an den Stirnseiten Blechplatten, auf denen die Nummer auflackiert wurde. Seitlich wurden die Nummer nur auflackiert. Ab 1962 wurden die E44W mit einer vierstelliger Ordnungsnummer umbezeichnet. Aus z.B. E44 152W wurde so E44 1152. Nach der Umzeichnung auf EDV im Jahre 1968 wurde aus der E44.11 die Baureihe 145. |
Deutsche Reichsbahn DDR |
Nach der Besetzung Deutschlands durch die Alliierten und die Russen erfolgte die Trennung in zwei Teile. Der nun östliche Teil war unter der jetzt neu firmierten Sowjetunion kontrolliert. Hier wurde gegenüber der bis 1949 gültigen Vorschriften der alten Reichsbahn nichts geändert. Schilder wurden nicht angebracht, fehlende Anschriften wurden mit Schablonen neu lackiert. Erst 1954 begann die Deutsche Reichsbahn damit, die Beschilderungen wieder anzubringen. Anfänglich wurden Schilder aus Eisenguss angebracht, da Aluminium noch Mangelwahre war. Von einem Lokführer, der im Bw Wriezen Dienst tat, erfuhr ich, dass sogar Löffel der Betriebskantine eingeschmolzen wurde, um daraus Ziffern zu gießen. Es wurde die 1938 eingeführte spitze Schriftart weiterhin verwendet. Anfänglich wurden dünne Aluminiumschilder gegossen. Als die produzierende Fabrik nur noch nach Gewicht bezahlt wurde, goss man dickere Aluschilder. Das Resultat war, dass nur noch Bw- und Rbd- Schilder bestellt wurden, die Nummernschilder wurden dann meist in den Betriebswerken auf Blechplatten genietet.
1966 wurden erstmals
Nummernschilder mit Normziffern ähnlich DIN 1451 verwendet, wie es in
West-Deutschland zu dieser Zeit üblich war. Ab 1969 erhielten die Lokomotiven der DR erstmals wieder Direktions- und Heimatschilder. Die Direktion wurde Rbd anstelle RBD geschrieben. |
Deutsche Reichsbahn DDR - Elektroloks |
Die 1955 aus der
Sowjetunion zurückgekehrten elektrischen Lokomotiven erhielten im
Reichsausbesserungswerk (Raw) Dessau Aluminiumschilder. Diese Schilder
entsprachen den breiten DRG-Ziffern, nur dass diese durchgenietet waren. Heimatschilder wurden mit Rand und Riffelgrund gegossen. Bekannt sind hier: Bw Bitterfeld, Halle P, Leipzig-Wahren, Magdeburg-Buckau. Der passende Schriftzug „Deutsche Reichsbahn“ bekam ebenfalls einen Rand sowie einen exakten Riffelgrund. |
Einheitliche Kennzeichnung 1967 |
Einführung der sechsstelligen Betriebsnummer (UIC). Dieser Nummer folgt eine EDV-Kontrollziffer. Diese wird nach folgendem Schema berechnet: Unter diese Nummer setzt man 121212. Diese wird mit der Betriebsnummer multipliziert, der Übertrag wird gespeichert für die nächste Multiplikation verwendet. Vom Ergebnis nimmt man die Quersumme und zieht sie von der nächst höheren Zehnerpotenz ab. |
Umzeichnung 1968 DB |
Bei den Dampflokomotiven wurde z.B. aus der BR 50 die 050, aus der Elektrolok E44 die 144 und aus der Diesellok V160 die 216. Ab 1968 wurden alle Elektro- und Diesellokomotiven innen und außen mit neuen Anschriften versehen. Dampflokomotiven, die noch im Unterhaltungsbestand waren, wurden bis 1970 mit lackierten Blechschildern umbezeichnet. Die Baureihen 103, 144 und 194 bekamen noch lackierte Blechschilder an die Stirnfront. 5 Maschinen der Baureihe 160 bekamen eine komplette Beschilderung mit Blechschilder. Interessant ist, dass die 160er bis 1968 keine DB-Gussschilder erhielten. Die Ziffern waren aufgeklebt! |
Umzeichnung 1970 DR |
Im Gegensatz zur DB bekamen die Dampfloks keine „0“ davor gestellt. Die Elektroloks z.B. aus E44 die 244. und aus der Diesellok V200 die 120. Bei den Dampfloks gab es komplette Umbezeichnungen. Aus 18 wurde 02, 19 die zur 04, 22 wieder zur 39, 23 zur 35 und 24 zur 37, um eventuelle Verwechslungen mit Diesel- und Elektrolokomotiven auszuschließen. Des weiteren musste die bisher dreistellige Ordnungsnummer der Dampfloks um eine Stelle erweitert werden. So wurden die Kohle-Loks 01.0-2 zu 01.20-22, die ölgefeuerten Loks von 01.5 zu 01.05. Die Loks, die bereits eine vierstellige Ordnungsnummer hatten, wurden ihrer Feuerungsart entsprechend umgezeichnet. Als Beispiel: Die Öl-Lok 50.50 wurde zur 50.00. Anders als die herkömmliche Beschilderung waren die Lokomotiven sowjetischer Bauart: Hier wurde seitlich Aluguss-Schilder angebracht und stirnseitig Emailschilder. Gelegentlich wurden diese Maschinen mit Glas-Schilder ausgerüstet. Diese wurden Nachts beleuchtet! |
Zusammenführung DB und DR zur DB-AG |
1994 wurde die Deutsche Bundesbahn und die noch existierende Deutsche Reichsbahn zur Deutschen Bahn Aktiengesellschaft vereint. Fast alle Schilder wurden in diesem Jahr entfernt und durch lackierte Zahlen ersetzt. Vereinzelt wurden bei Rangierlokomotiven der DRo noch neue Lokschilder im einheitlichen Nummernsystem hergestellt und an den Maschinen angebracht. Im Laufe der nächsten Jahre wurden diese Schilder ebenso durch lackierte Zahlen ersetzt. Somit ist die Schildergeschichte der deutschen Lokomotiven zum heutigen Zeitpunkt abgeschlossen. |