† Lokschildernachlass †

 

 

Das Sammeln geht irgendwann einmal zu Ende. Meist durch den biologischen Weg, dem keiner entkommen kann.

Hier findest Du ein paar Vorschläge, wie man bereits zu Lebzeiten Dinge regeln kann und dennoch ein schönes Gefühl dabei haben kann.

 

 

 

Das fehlende oder sehr spät erwachende Bewusstsein, dass jedes menschliche Leben endlich ist

Manch einer kam über die Modellbahn dazu, der eine über die Faszination der großen Bahn, der andere über die Liebe zu Schildern oder ganz einfach von der Liebe zur Eisenbahn.

Es ist nun mal Fakt, dass das Eisenbahnhobby ein Männer-dominiertes Hobby ist. Folglich gehen nach meinen Beobachtungen über 90 % der deutschen Sammler davon aus, dass sie das statistische Durchschnittsalter eines deutschen Mannes von derzeit ca. 76 Jahren mindestens erreichen werden. Also macht man sich folglich in den 75 Jahren davor keine Sorgen oder Gedanken um eine geregelte Nachlassverwaltung bzw. Stichworte wie Testament, Erbe, der eigene Tod, usw. werden im wahrsten Sinne des Wortes "bis zuletzt" aufgeschoben.
Folglich verschwinden viele interessante Nachlässe nach der Beerdigung irgendwo im "Nirwana", schlimmsten Falls in der örtlichen Mülltonne oder bei besonders gründlichen Haushaltsauflösungen, beim Schrotthändler. (Wurde mir berichtet)
Mein „Bw Heilbronn“ habe ich aus einem Nachlass, noch mit angebrachten Schrauben und Dübeln erworben. Der Erbe hatte die Schilder seines Großvaters mit dem Brecheisen von der Wand gerissen. Die Nummernschilder kamen in den Sperrmüll mit weiteren Eisenbahnutensilien. Die Städtenahmen habe er sich aufbewahrt, als Andenken. Über das bekannte online-Auktionshaus e*** kamen diese Heimatschilder vor längerer Zeit einzeln in die Auktion.
Ein Militariafreund erzählte mir von Funden auf einem Schrottplatz. Er habe in Container nach „Platoons“, bzw. weiteren Militariagegenständen gesucht. In einem Container waren Nummernplatten, welche er dort lies. Er nahm sich „nur“ Fabrikschilder, wie z.B. „Krupp“ und Städtenahmen mit. Der Schrottpreis für seine vier Schilder belief sich damals auf 10.-DM.

 

Die Auseinandersetzung mit dem Tod

In unserer westlichen anerzogenen Welt ist es immer noch verpönt, über den Tod zu reden, bzw. sich mit ihm auseinander zu setzen.

Da bekannter Weise jedem Leben ein Ende gesetzt wird, alleine rein biologisch gesehen, muss jeder sich Gedanken machen, was mit seiner Sammlung geschehen soll. Den Gedanken sollte jeder mit sich tragen, nicht erst nach dem Ruhestand in höherem Alter.

Im Internet und in Buchläden gibt es einige Literatur darüber.

Wir wurden geboren, doch wir müssen (!) diese Welt in diesem Körper auch wieder verlassen. Was danach kommt, ist eine andere Geschichte. Egal was da kommen möge, wir haben dann keinen (!) Einfluss mehr hier in dieser Dimension.

 

Die irrige Annahme, irgendjemand aus der Verwandtschaft wird das schon regeln

Wer Lokschilder der Nachwelt erhalten will, muss noch wesentlich mehr verwahren, um die Zusammenhänge dieser Schilder zu dokumentieren.

 

Welche Unterlagen sollen erhalten bleiben?

Dazu gehören unter Anderem die Schilderausführung (Guss, Niet,...), die Lebensläufe, die Kaufunterlagen oder zumindest die Dokumentation über den Vorbesitzer, eine Sammlerliste mit anderen Sammlern, den geschätzten Tageswert des Erstelldatums, und den Schriftwechsel, der für das Teil noch existiert. (Der Nachweis der Herkunft ist wichtig, im Streitfall bei Fälschungen oder Diebstählen)

 

Was schreibe ich auf?

Ich notiere meine gesamte Sammlung. Ich kann das aber auch in zwei Listen tun. Eine Gesamtliste für die Person meines Vertrauens und eine Liste, die nur einen Teil davon enthält.

 

Warum?

Es gibt öfters Erbschaftsstreitereien, wenn es "leidenschaftliche" Erben gibt, die dem trauernden Hinterbliebenen zu sehr nachsetzen und sie bedrängen. So könnte der/die Erbe/Erbin der drohenden Verwandtschaft eine Liste vorlegen und muss nicht um lieb gewonnene Teile fürchten, die mit dem Sammler in Verbindung gebracht werden. Von einem Fall weiß ich, dass die Witwe kein Teil verkauft hatte, da sie die ganzen Stücke an ihren Mann erinnerten.

Zu jedem Schild/Betriebsbuch sollte der Einkaufspreis, bzw. der zeitige Wert geschrieben sein.

Wichtig: Der Wert unterliegt starken Schwankungen, da der Sammlermarkt nicht so groß ist, um eine "kräftige" Sammlung komplett zu Höchstpreisen aufzunehmen.

Seltene Schilder werden immer ihren Höchstpreis erzielen. "Beliebte" Schilder unterliegen dem Geschmack der Saison oder dem jeweiligen Trend.

Auch gesäuberte Schilder werden nicht den optimalen Verkaufswert erzielen, da sie von vielen Sammlern nicht von Fälschungen zu unterscheiden sind.

 

Worauf notiere ich meine Informationen?

Eine Datei in allen Ehren, doch sollte irgendwo auch ein Ausdruck zur Verfügung stehen. Sollte die Datei defekt sein, oder der Rechner (PC) einen Schaden haben, bzw. die Festplatte nicht mehr lesbar sein, nützen den Hinterbliebenen diese Daten nicht mehr.

Hinzu kommt noch: Was nützen nachfolgenden Generationen irgendwelche Dateitypen, wenn dann doch niemand mehr mangels fehlender EDV-Technik an diese herankommt?

Wie ist die Sicherheit der heutigen Medien? Sind die Daten auf Festplatten nach 20 und mehr Jahren noch genauso gut lesbar wie die Schriften auf über 1000 Jahre alten Steinplatten, Papyrus-Rollen oder in einer original Gutenberg-Bibel?

Datenträger, wie z.B. eine CD-ROM verlieren nach ca. 10 Jahren ihre Erinnerung. Das hat zum Einen mit der Qualität der CD zu tun, zum Anderen mit der Schreibgeschwindigkeit, mit der die Daten auf die CD gebrannt wurden.

Also: Die gute, alte Papierform ist noch die Gängigste.

 

Wem vertraue ich mich an?

Es sollte in erster Linie eine nachstehende Person oder eine seriöse Person meines Vertrauens sein. Das kann z.B. die Ehefrau, die Freundin, das Kind, ein Sammlerfreund, ein Vereinskamerad oder einfach ein Rechtsanwalt sein. Das muss jeder Mensch für sich selbst beantworten!

Ich kann diese Informationen auch in einem Banksafe hinterlegen und in einem Testament verfügen, wer den Schlüssel dieses Safes erhalten soll und den Nachlass regeln soll. Bitte darauf achten, dass das Testament handschriftlich ausgeführt wird, jede Seite benannt wird und jede Seite auch mit Datum unterschrieben wird.

Hierzu gibt es reichlich Informationen im Internet oder in Büchern. Ein Anwalt oder Notar wird mich dahingehend gerne unterstützen. Für eine hochwertige Sammlung sollte dieser Weg in Anspruch genommen werden.

 

An wen sollte der Nachlass eines Sammlers letztendlich gehen?

Das ist zugegebenermaßen eine schwierige Frage, die von den meisten Sammlern sehr unterschiedlich beantwortet wird.

Jeder wird so seine Lieblingssammler haben, oder den einen oder anderen, der sein Vertrauen gewonnen hat. Bei vielen Sammlern hört aber genau da das Vertrauen auf, wo die finanzielle Angelegenheit anfängt. Deshalb ist es im Voraus am Besten, mit gutem Gewissen zu regeln, wer das eine oder andere Teil erhalten soll.

 

Verkaufen oder verschenken?

Das muss definitiv geklärt sein: Ich kann mit meinem Eigentum tun, was ich möchte, solange es mir rechtmäßig gehört. Keiner kann es mir verbieten, das eine Teil an einen Sammler zu verschenken und das andere Teil an einen Sammler zu verkaufen!

Da wird es auch posthum viel Streit und Eifersüchteleien geben. Neidisch wird immer derjenige sein, der nichts bekommt, oder einen hohen Preis bezahlen soll.

Ich kann natürlich auch einen Mix machen: Ein Teil wird verschenkt, der andere Teil unter bestimmten Sammlern verkauft, der Rest allgemein auf einem Flohmarkt, einem realen Auktionshaus oder einem online-Auktionshaus verkauft.

Es kann natürlich auch ein Teil einem Museum vermacht werden. Manch Sammler träumt so von dem Fortbestand seiner Sammlung für die Ewigkeit.

Aus meiner Erfahrung heraus werden aber auch an Museen verschenkte/vererbte Schilder verkauft, um andere Projekte damit zu finanzieren. Das ist mehr als legitim. (Siehe Museum für Verkehr und Technik in Speyer)

Selbst, wenn an Museen Schilder vererbt werden, muss der Aufbewahrungsort nicht das Museum selbst sein. Die Teile können auch einfach in ein Archiv verschwinden. Die wenigsten Museumsbahner zeigen eine Liebe für die Schilder- und Betriebsbuchsammelei.

Oft betrachten Vereinsvorstände das Vereinseigentum als Privateigentum und verwehren vereinsfremdem jede Ansicht oder Einsichtnahme.

Das Verkehrsmuseum in Nürnberg ist nicht der geeignete Platz. Platzprobleme und Interesselosigkeit sprechen gegen diesen Standort.

 

Abgabe zu Lebzeiten

Einige Sammler geben Ihre Sammlung schon zu Lebzeiten ab und finanzieren sich die eine oder andere Freude damit.
Manche reduzieren auch, bis auf ihre Lieblingsstücke. So können sie die Freude des anderen Sammlers sehen, wenn er das Schild erhält. Es muss aber jedem klar sein, dass damit auch wieder Neid aufkommt:

Warum bekommt Sammler X das Schild, bzw. das Betriebsbuch, und nicht ich.