Die Geschichte der E03/103er Lokschilder
Vom Stück Metall zum Kultobjekt: Die Lokschilder der 103 |
Mehr als nur Lokschild Über die Kennzeichnung der Lok hinaus erfüllten die Frontschilder zwei bedeutsame zusätzliche Funktionen: Zum einen sorgten sie für eine auch bei höheren Geschwindigkeiten moderate Luftzufuhr der direkt hinter den Schildern gelegenen Öffnungen für die Führerstandsbelüftungen. Hierzu wurden die Schilder auf an die Lokkästen geschweißte Abstandshalter geschraubt. Zum anderen „versteckten“ die offenkundig auf Ästhetik bedachten Konstrukteure der E 03 die Halterungen für die Zugschlussscheibe, die auch bei Elektroloks in seltenen Ausnahmefällen benötigt wurde, direkt hinter dem Lokschild. Hierzu erhielten die Frontschilder der E 03 im oberen Bereich mittig eine Aussparung, damit die Zugschlussscheibe auf die darunterliegende, ebenfalls am Lokkasten angeschweißte Halterung eingesteckt werden konnte. Mit der Einführung der EDV-Nummern bei der DB verloren auch die E 03 Anfang 1968 ihre Aluschilder. Wie bei fast allen anderen Elektroloks auch, wurden die Seitenschilder durch am Lokkasten bzw. Rahmen auflackierte Ziffern ersetzt. An den Stirnseiten verboten jedoch die Öffnungen für die Frischluftversorgung der Führerstände den ersatzlosen Verzicht auf Schilder. Bei hohen Geschwindigkeiten hätte das Klima im Führerstand sonst „Sturmstärke“ erreicht. Neue Stahlblechplatten, aus dem gleichen, dünnen Material wie die EDV-Schilder der DB-Dampflokomotiven, sorgten für Abhilfe. Konsequent wurde auf diese Platten auch die Loknummer geschrieben, so dass das 103.0-Lokschild geboren war – obwohl es eigentlich nicht ursächlich als Lokschild vorgesehen war, sondern vorrangig anderen Funktionen diente. Diese Erfahrungen führten auch zur Ausstattung aller Serien-103er mit Front-Blechplatten. Diese waren im Vergleich zu den Vorserienmaschinen wesentlich aufwändiger gearbeitet, was für den Reisenden am Bahnsteig erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist: Die Stärke des Stahlblechs betrug jetzt 3 mm, um Beulenbildung z.B. bei
Vogelschlag zu vermeiden. Die Abstandhalter für die Platte wurden ebenso wie die
Halterung für die Zugschlussscheibe nun nicht mehr an den Lokkasten, sondern
direkt an die Rückseite des Schildes geschweißt. Gleichzeitig optimierten die
Techniker die Luftzufuhr für den Führerstand und deren Sicherung auch bei
Beschädigungen oder Verschmutzungen z.B. durch Laub oder Vögel. Die
Stahlblechplatten der Serienloks erhielten oben, zum Teil auch unten, im rechten
Winkel angeschweißte Blechbänder, an die zur Abdichtung zwischen Schild und
Lokkasten zusätzlich Gummiwulst-Dichtungen angeschraubt oder aufgesteckt wurden.
Die Luftzufuhr in den Belüftungskanal hinter der Blechplatte war damit bei
vielen Serien-103ern nur noch von der Seite möglich. |
Offizieller Lokschilderverkauf Erfreulicherweise erhielten die Sammler dreimal Gelegenheit, auch offiziell 103er-Lokschilder zu erwerben: Am 8. September 2001 versteigerte das DB-Museum Nürnberg 44 Schilder für einen sozialen Zweck. Den höchsten Zuschlag erhielt mit umgerechnet 320 Euro das weinrote Schild der 103 105-3. Ein knappes Jahr später, am 15. Juni 2002 standen erneut einige Lokschilder der 103 in Nürnberg zur Versteigerung an. Obwohl es sich teilweise um Ersatzschilder handelte, die überdies durch Verschweißungen Beschädigungen aufwiesen, purzelten die Rekorde reihenweise. Den Spitzenpreis erzielte 103 170-7, welches der Autor auch gern gehabt hätte, mit 550 Euro! Diese Preisentwicklung, die man bisher nur bei Aktienkursen kannte, dokumentieren den Kultstatus, den die Lokschilder inzwischen erreicht hatten. Unerwartet fand am 25. Juni 2005 eine dritte Auktion von 103er-Schildern in Nürnberg statt. Den Rekordpreis erzielte das Ersatzschild (!) der 103 174-9 mit 540 Euro. Im Gegensatz zu manchem Aktienkurs sind die Preise für 103er-Lokschilder jedoch weiter gestiegen. Für schöne Stücke in altrot werden im Ebay gerne 800 Euro und mehr gezahlt! Dabei sind die wenigsten Schilder vom Zustand her geeignet, an die Wohnzimmerwand gehängt zu werden. Denn ebenso wie die Lokomotiven, die vor ihrer Abstellung zumeist einen ungepflegten Eindruck machten, sahen auch deren Schilder aus. Die ab Mitte der achtziger Jahre verwendeten, zunächst beige-farbenen, ab ca. 1994 lichtgrauen Klebeziffern mit ihrer geringen Eignung für mit 200 km/h aufprallende Insekten fransten schnell aus und taten für die Optik ein übriges. Dennoch sollte sich jeder stolze Besitzer eines Schildes davor hüten, das ach so hässliche Schild neu zu lackieren und zu beschriften. Denn nur der Originalzustand rechtfertigt den Wert, und lediglich eine vorsichtige Reinigung bei übermäßigem Insektenschmutz, bei der 103 im Frontbereich bei hohen Geschwindigkeiten keine Seltenheit, sollte erlaubt sein. Ebenfalls an keiner Wohnzimmerwand zu finden, schon eher im Tresor, sind die Original-Alugussschilder der Vorserien E 03. Glücklich ist, wer jemals ein solches Schild in seiner Hand halten durfte... |
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![]() 103 als Bahndienstlok |
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Herzlichen Dank an Tobias Richter für diese wunderschöne Ausarbeitung eines ganz speziellen Themas!