"3er"-Heimatschilder bei der DB

 

 

Woher kommt die Bezeichnung "3er"-Schilder und welche Merkmale zeigen sie?

Der Name kommt wohl daher, dass diese Schilder so etwas wie die dritte Variante der Heimatschilder sind (S.B., Schwerteguss, Reichsbahn- und E-Lokschilder einmal ausgenommen). Häufig werden "3er"-Schilder als "RIKO ohne Stempel" bezeichnet, weil das Schriftbild doch sehr ähnlich ist.

Details, an denen man relativ sicher ein "3er"-Schild erkennen und gut von einem "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schild unterscheiden kann:

Gusszeichen oder Stempel gibt es beim "3er"-Schild nicht, zumindest hat noch niemand darauf hingewiesen oder eines abgelichtet. Bei "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schildern sind die Gusszeichen meistens vorhanden, aber es gibt eben auch einige "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schilder ohne Gusszeichen.
"3er"-Schilder und "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schilder sind recht fein und regelmäßig gegossen! Bei "3er"-Schildern sind die Buchstaben "B" und "D" stets größen- und formgleich, bei "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schilder gibt es Abweichungen, wohl dem gelegentlichen Platzbedarf geschuldet.

 

3er Schildergruppen im Vergleich zu RIKO-Schildern
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Einheitliches "B" bzw. "D" der "3er" Schilder.

Bild 3:
Unterschiedliche "B" bei Bw Bremen-Vbf (Ausführung GAL-Si), Bw Dahlhausen (Ausführung GAlMg3(Cu)-RIKO, Bw Stuttgart (normale Variante der RIKO-Schilder)

 

Wenn man sich lange mit Lokschildern beschäftigt, fällt einem auf, dass es im Vergleich zu den allgegenwärtigen Pinter- oder "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schildern nur sehr wenige Beheimatungen bei "3er"-Schildern gab. Im Laufe der Jahre wurden noch einige unbekannte "3er"-Schilder entdeckt (z.B. Bw Hannover, Heilbronn, Hildesheim, Offenburg).

Die ersten Zusammenfassungen haben Sammler durch die Veröffentlichungen von K.-D. Holzborn und später von Dr. T. Samek erhalten. Letzterer listete in seinem Buch Lokomotivschilder die "3er"-Schilder unter der Rubrik "Andere" auf, wobei darunter auch gekennzeichnete S.B.- , WM-, AW- Güsse und -Nietungen waren.

K.-D. Holzborn führte in seinem Lokschilder-Report von 1979 (2. Auflage) die seinerzeit bekannten auf und erörterte auf Seite 47 seine Ansichten zu Entstehungszeit und möglichen Herstellern. Nachfolgend sind nun die eigenen und in Sammlungen anderer Kollegen entdeckten, in "3er"-Schrift erschienenen Bw- und BD-Schilder aufgeführt:

 

Bekannte Bw-Schilder:

Bw- Schilder: Bielefeld, Bremerhaven-G, Crailsheim, Darmstadt, Dillenburg, Frankfurt (Main1), Frankfurt (Main2), Freiburg, Gronau, Hamburg- Altona, -Eidelstedt, -Harburg, -Rothenburgsort, -Wilhelmsburg (alle zweizeilig), Hannover, Hannover-Hgbf., Heidelberg(?), Heilbronn, Hildesheim, Koblenz- Mosel, Lehrte, Löhne, Mannheim, Mz.- Bischofsheim, Münster, Nürnberg Hbf., Offenburg, Oldenburg Rbf., Osnabrück Rbf, Regensburg, Rheine, Seelze, Stuttgart, Uelzen.

 

Bekannte BD-Schilder:

BD- Schilder: BD Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Münster.
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, weitere Schilder sind möglicherweise in anderen Sammlungen zu finden.

 

Vergleichsfotos:

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Bild 6:
Vergleich mit BD Münster und unterem Bw Rheine in "3er"-Ausführung sehr schmale Vertiefung zwischen den Strichen beim "B".

Bild 8:
Oberes Bw Löhne verkürzt in GAlMg3(Cu), zweites Bw Löhne GAlMg3(Cu)RIKO, drittes Bw Löhne "3er", Bw Bielefeld "3er".

 

"3er"-Schilder sind für Lokomotiven der BDn Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Mainz, Münster, Nürnberg, Regensburg und Stuttgart gegossen worden. Zu den BDn Augsburg, Essen, Kassel, Köln, München, Trier und Wuppertal konnten noch keine "3er"-Schilder gefunden werden, was nicht bedeutet, dass es sie nicht gegeben haben könnte.

Bisher ist nicht bekannt, welcher Hersteller die "3er"-Schilder gegossen hat und seit wann es sie gibt. Die Internetsuche war wie erwartet bei Eingabe entsprechender Stichwörter im kleinen Rahmen ergebnislos. Vielleicht bringt der Zufall noch Hinweise aus privaten Archiven oder denen der DB ans Licht.

Die Produktionszeit liegt wahrscheinlich eher im Zeitraum von Mitte der 50er bis Mitte der 60er Jahre, wurden doch während dieser Dekade Dienststellen umbenannt (Vbf zu Rbf, Bindestriche oder Punkte weggelassen oder hinzugefügt). Diese Umbenennung erforderte neue Heimatschilder und so könnte die Produktion in diesen Zeitrahmen gefallen sein.

Beispiele solcher Veränderungen sind auf den Bildern zu sehen. Ausmusterungen und Umstationierungen fanden in diesen Jahren vermehrt statt, was vielleicht in einigen Bw zu einem Fehlbestand geführt und eine Neuanschaffung notwendig gemacht hatte.

 

  • Die Großbuchstaben "B" und "D" sind bei den "3er"-Schildern und "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schildern ca. 35 mm hoch und 15 mm breit (gelegentlich bei "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schildern etwas mehr).
  • Der Strich der Buchstaben ist beim "3er"-Schild in der Regel etwas dicker (5mm) als bei der "GAlMg3(Cu) RIKO"- Schrift (ca. 4-5mm). So sieht man bei den großen "B" und "D" der "3er"-Schilder die schwarz lackierten Zwischenräume deutlich schmaler
  • Die vergleichsweise sehr kleine Einkerbung bei den "3er"-Schildern zwischen den "B"-Bögen ist das auffälligste Unterscheidungsmerkmal.
  • Oben genannte Zwischenräume sind bei "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schildern deutlich größer, die Einkerbung zwischen den "B"-Bögen viel kräftiger.

Gelegentlich fallen diese Unterschiede bei engem Schriftbild einiger "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schilder etwas weniger auf. "3er"-Schilder und "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schilder der normalen Schriftgröße weisen stets beim kleinen "b" eine komplette Rundung unten auf, der senkrechte Strich geht also direkt in die Rundung über.

 

Fotos der Bögen und Kerben, zum Vergleich Bögen von verschiedenen Riko Schildern:

Das Bw Bremen Rbf besitzt hinten den Schlagstempel GAlSi. Manchmal finden sich geringe Unterschiede. Die Kerbe ist fast gleich, wie bei dem Bw Dahlhausen (eher selten).

Detailfotos, insbesondere das "B" der GAlMg3(CU)RIKO-Version gegenüber der "3er"-Version:

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Bild 9:
Der schwarze Innenbereich beim Bw Hildesheim ist etwas schmaler. Das Bw Dahlhausen besitzt den "GAlMg3(Cu) RIKO" Stempel.

Bild 12:
Die Bögen der
"3er"-Schilder sind immer gleich, die Kerbe beim Schild Bw Dahlhausen (Ausnahme) ähnelt fast der "3er"-Schilder-Kerbe (siehe Bw Hildesheim und Bw Dahlhausen).

 

Bei zweizeiligen Schildern ist das kleine "b" beim "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schild genauso gerundet, wie beim einzeiligen, während das entsprechende "3er"-Schild beim kleinen "b" einen komplett durchgehenden senkrechten Strich hat, an dem der Bogen ansetzt (siehe Bw Hamburg-Harburg und Bw Hamburg-Eidelstedt).
Das kleine "t" ist beim
"3er"-Schild immer gerade, beim "GAlMg3(Cu) RIKO"-Schild unten gebogen.
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Bild 13:
Bw Hamburg-Harburg: "b" mit geradem Strich beim "3er", "b" mit rundem bogen beim GALMg3(Cu)RIKO-Schild.

Bild 14:
Rückseite von Bild 13.

Bild 15:
BD Münster: "t" ohne Bogen beim "3er", "t" mit Bogen beim GALMg3(Cu)RIKO-Schild.

Bild 16:
Bw Hannover-Hgbf: Reihenfolge von oben nach unten: GAlMg3(Cu), RIKO, "3er", mit Punkt.

 

Fotos weiterer "3er"-Schilder:
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Bild 19:
Beachtenswert ist die Vergabe von Punkten nach dem Stadtnamen und unterschiedliche Längen der Bindestriche bei den zweizeiligen Heimatschildern.

 

Fotos weiterer "3er"-Schilder:
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Bw Aschaffenburg, "3er"-Schrift

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Deutschland (BRD), Heimatschild der DB: Bw Bielefeld, 3er-Schrift.

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Deutschland (BRD), Heimatschild der DB: Bw Bremen Rbf, 3er-Schrift.

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Bw HH-Rothenburgsort, "3er"-Schrift, zweizeilig

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DB, Bw Hannover Hgbf. , "3er"-Schrift ohne Stempel

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Bw_Husum, "3er"-Schrift ohne Stempel

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DB, Bw Löhne, "3er"-Schrift, ohne Stempel

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Bw Frankfurt (Main) 2, "3er"-Schrift ohne Stempel

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DB, Bw Nürnberg Hbf, "3er"-Schrift, ohne Stempel

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DB, Bw Oldenburg Rbf., "3er"-Schrift, ohne Stempel

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DB, Bw Osnabrück Rbf, 3er-Schrift, ohne Stempel

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Bild 21 ff:
Weitere Heimatschilder in der "3er"-Version.

 

 

Ich hoffe, eine kleine Hilfestellung zur Unterscheidung der beiden Schildertypen erbracht zu haben.
Sollten bisher nicht gelistete "3er"-Schilder oder neue Erkenntnisse über Hersteller und Zeitraum der Produktion auftauchen, wäre ich für eine Info dankbar.
Auch Korrekturen oder kritische Anmerkungen sind willkommen.

Die Illustration durch Fotos und die internetfähige Darstellung übernahm der Betreiber dieser Homepage, Hans Dücker.

 

Autor: Franz-Rainer Feige.

April 2022